Vorsorgeuntersuchung für Vögel

Gesundheitssicherung


Als Hunde- oder Katzenbesitzer sind Sie daran gewöhnt, Ihr Tier Ihrem Tierarzt jährlich zu einer Vorsorgeuntersuchung vorzustellen. Für Ihren Vogel ist es sogar von noch größerer Bedeutung, regelmäßig tierärztlich untersucht zu werden, da Krankheitssymptome bei Vögeln erheblich unauffälliger sind.

Quarantäne


Einzelhaltung und Quarantäne eines weiteren, neuen Vogels – sogar wenn er äußerlich gesund erscheint – ist das wichtigste, was ein Vogelbesitzer an Vorbeugung leisten kann. Um andere im Haus gehaltene Vögel zu schützen, ist es dringend angeraten alle Neuzugänge für einen Zeitraum von mindestens sechs Wochen nach dem Kauf getrennt von den bereits vorhandenen Vögeln zu halten. Da zahlreiche, durch die Luft übertragbare Viren sich leicht von Raum zu Raum verbreiten können, ist eine Unterbringung außer Haus oder zumindest in weit voneinander entfernten Räumen vorzuziehen.

Untersuchung von neu erworbenen Vögeln


Der zweite wichtige Schritt für den Besitzer eines neuen Vogels ist der Besuch bei einem Tierarzt – vorzugsweise einem in Untersuchung und Behandlung von Vögeln versierten Tiermediziner. Einen solchen finden Sie für Ihren Einzugsbereich am einfachsten über die Tierärzte-Suchmaschine des Bundesverbandes Praktischer Tierärzte (www.tieraerzteverband.de) , über die entsprechenden Institute der fünf veterinärmedizinischen Fakultäten in Deutschland oder Vogelseiten des Internets. Wir empfehlen eine tierärztliche Untersuchung jeden neu angeschafften Vogels innerhalb von drei Tagen nach dem Kauf. Falls eine Erkrankung vorliegt, ist die Wahrscheinlichkeit einer zutreffenden Diagnose und erfolgreichen Behandlung wesentlich größer, wenn die Untersuchung frühzeitig erfolgt. Viele ernsthafte Erkrankungen sind durch bloßen Augenschein nicht zu erkennen. Selbst wenn der neue Vogel für gesund befunden wird, dienen die Ergebnisse dieser Erstuntersuchung als wertvolle Referenzen für spätere Untersuchungen.

Bestandteile der Untersuchung

Vorbericht

Alles, was Sie an Hintergrundinformationen über Ihren Vogel wissen, wie z. B. Alter, Geschlecht, Herkunft, Zeitraum der Haltung im Haus, Fütterung und Art der Unterbringung, kann bedeutsam für die Bestimmung des Gesundheitsstatus sowie dessen Aufrechterhaltung sein. Selbst wenn der Vogel bereits seit längerer Zeit im Haus gehalten wird, sollte der Tierarzt über jeden direkten oder indirekten Kontakt zu anderen Vögeln informiert werden. Indirekter Kontakt bedeutet z. B. wenn der Eigentümer größere Mengen an Futtersaaten aus offenen Behältern in einem Zoohandel gekauft hat, der auch Vögel verkauft, wenn er andere Vogelhalter, -Volieren oder Vogelmärkte besucht hat, den Vogel zu einem anderen Vogelbesitzer in Pflege gegeben hat oder jemanden, der selbst Vögel hält vorübergehend als Pfleger seines Vogels zu sich kommen ließ.

Untersuchung


Bei der Betrachtung des Vogels im Käfig kann zunächst die allgemeine körperliche Verfassung festgestellt werden: Verfettung Tumoren, Körperhaltung, Verhalten und Atembewegungen. Für eine genauere Bestimmung der körperlichen Verfassung ist es dann notwendig, den Vogel in die Hand zu nehmen. Wenn auch viele innere Erkrankungen nicht durch die körperliche Untersuchung festgestellt werden können, kann ein erfahrener Vogeltierarzt Abweichungen vom Normalzustand an Federn, Haut, Schnabel, Augen, Ohren, Nase, Schnabelhöhle, Knochen, Muskeln, Bauch und Kloake feststellen.

Gewicht


Sobald ein Vogel ausgewachsen ist, sollte sein Körpergewicht relativ konstant bleiben. Die Überprüfung des Körpergewichtes, eine wesentlicher Bestandteil der jährlichen Untersuchung, ergibt wertvolle Informationen über den Gesundheitszustand. Das Gewicht sollte genau gemessen werden, um auch geringe Abweichungen zu erfassen. Auch das Wiegen des Vogels zu Hause vermittelt eine Vorstellung über eine grundsätzliche Gewichtszu- oder -abnahme.
Kleine elektronische Waagen mit Grammbereich sind brauchbar für die häusliche Gewichtsüberprüfung. Bei größeren Vögeln ist auf einen ausreichenden Wiegebereich zu achten.

Medizinische Tests


In Abhängigkeit vom Vorbericht, den Ergebnissen der körperlichen Untersuchung, Vogelart, Alter und allgemeiner Verfassung wird Ihnen Ihr Tierarzt einige der folgenden Tests vorschlagen, um den Gesundheitsstatus Ihres Vogels besser einschätzen zu können.

Kot- und Harnuntersuchung – Das Erscheinungsbild von Kot und Urin (sie werden beim Vogel gemeinsam ausgeschieden) – Menge, Farbe und Zusammensetzung – helfen Ihrem Tierarzt bei der Einschätzung des Gesundheitsstatus und dem Erkennen bestimmter Krankheiten. Die meisten Vögel sind in der Tierarztpraxis aufgeregt, ihre Ausscheidungen sind dann durch einen erhöhten Urinanteil vermehrt flüssig. Durch die Untersuchung einer Kotprobe können z. B. Darmparasiten festgestellt werden.

Psittakosetest – Die Untersuchung auf Psittakose kann im Verdachtsfall ein wesentlicher Bestandteil der Untersuchung eines Neuzuganges sein. Die Psittakose ist nicht nur von Vogel zu Vogel, sondern auch von Vogel zu Mensch übertragbar und kann beim Menschen Erkrankungen auslösen .

Blutuntersuchung – Eine Blutprobe kann auf Menge und Verteilung der Blutzellen untersucht werden. Die Ergebnisse geben Hinweise auf bestimmte Erkrankungen, weiterführende Untersuchungen sind dann unter Umständen zur Bestätigung notwendig. Blutchemische Untersuchungen weisen auf Unregelmäßigkeiten biochemischer Funktionen und damit auf Organdysfunktionen hin. Des weiteren kann ein Befall mit Blutparasiten festgestellt werden.

Mikrobiologische Untersuchung – Möglicherweise schlägt Ihr Tierarzt die kulturelle Untersuchung eines Rachen-, Kropf- oder Kloakenabstriches oder eines anderen Gewebe- oder Flüssigkeitsabstriches vor, um abnormales Wachstum von Bakterien oder Hefepilzen feststellen zu können. Gleichzeitig kann ein Resistenztest angelegt werden, um ein geeignetes Antibiotikum auswählen zu können, sofern eine bakterielle Infektion behandelt werden muss.

Röntgenaufnahmen – Neben Knochenbrüchen können Größe und relative Lage verschiedener innerer Organe zueinander, Fremdkörper aller Art oder Weichteilschwellungen, wie Sie z. b. von Tumoren herrühren, sowie der Zustand von Lungen und Luftsäcken mit Hilfe von Röntgenaufnahmen festgestellt werden. Eine leichte Narkose wird unter Umständen nötig sein, um qualitativ aussagekräftige Röntgenbilder zu erstellen.

Zytologie – Mit Hilfe von Spezialfärbungen kann Ihr Tierarzt Körper- oder Flüssigkeitsausstriche auswerten, die ihm beim Erstellen einer Diagnose helfen.

Virologische Untersuchung – Ständig werden neue Tests entwickelt, um Vögel auf vorhandene oder entstehende Viruserkrankungen zu untersuchen. Die Untersuchung auf Viruserkrankungen ist dabei für Volierenvögel von besonderer Bedeutung. Manche Viren verursachen keine Krankheitserscheinungen, bis der Vogel in Stresssituationen gerät: das können sein Fortpflanzung, Aufzucht der Jungvögel, Entwöhnen der Jungvögel von der Alttierfütterung oder Umgebungswechsel, z. B. beim Verkauf.

Impfungen – Leider stehen zur Zeit nur wenige Impfstoffe gegen Erkrankungen Ihres Vogels zur Verfügung. Und die wenigen vorhanden Impfstoffe sind in Deutschland nichtzugelassen.

Geschlechtsbestimmung – Zur Geschlechtsbestimmung stehen bei Vögeln, deren Geschlecht äußerlich nicht erkennbar ist, verschiedene Verfahren zur Verfügung. Fragen Sie Ihren Tierarzt danach!

Jährliche Vorsorgeuntersuchungen – Da Vögel ihre Krankheitsanzeichen verbergen, bleiben frühe Erkrankungsstadien häufig unbemerkt. Zur Früherkennung von Krankheiten und deren rechtzeitiger Behandlung raten wir daher zu jährlichen Vorsorgeuntersuchungen. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Vögel und ihre Erkrankungen werden ständig gewonnen. Eine gelegentliche Konsultation Ihres Tierarztes wird Ihnen helfen, auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge auf dem laufenden zu bleiben.

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