Vorbeugen von Verletzungen und Erste Hilfe Massnahmen
Unerklärliche Erkrankung
„Bis heute ging es meinem Vogel hervorragend“ – das ist häufig der erste Satz, den Tierärzte vom Tierbesitzer hören, wenn ihnen ein Vogelpatient vorgestellt wird – um anschließend festzustellen, dass der Patient bereits seit längerem Krankheitsanzeichen zeigte, die der Besitzer nicht erkannt hat.
Können Sie selbst Notfallsituationen vermeiden helfen?
Oft ist das möglich. Notfallsituationen treten häufig nachts oder am Wochenende, wenn Ihre Tierarztpraxis geschlossen ist auf. Daher empfehlen wir dringend: Lassen Sie den Gesundheitsstatus Ihres Vogels beim Auftreten von Unregelmäßigkeiten baldmöglichst, ansonsten mindestens einmal jährlich von Ihrem Tierarzt überprüfen, damit unerkannte Gesundheitsprobleme diagnostiziert und behandelt werden können, bevor sie zu Notfällen werden. Halten Sie die Notfallrufnummer Ihres Tierarztes stets bereit. Wenn der Vogel in Ihrer Wohnung Freiflug hat, achten Sie darauf, ihn vor Ventilatoren, heißen Herdplatten oder heiß aufgetischten Speisen zu schützen. Gewöhnen Sie Ihren Vogel vorsichtig an den Freiflug – der Zusammenstoß mit Fensterscheiben oder Spiegeln kann als Folge schwere Verletzungen bis hin zu Todesfällen haben. Lassen Sie Ihren Vogel niemals unbeaufsichtigt außerhalb seines Käfigs – er könnte Blei oder andere giftige Substanzen aufnehmen. Bringen Sie Ihren Vogel umgehend zu Ihrem Tierarzt, wenn
- der Vogel bewusstlos ist
- der Vogel blutet
- Sie einen Knochenbruch vermuten
- der Vogel schwach und lustlos erscheint
- der Vogel häufig aufgeplustert ist
- der Vogel nicht frisst oder trinkt
Wenn auch nur eines der oben genannten Symptome vorliegt, warten Sie nicht. Bringen Sie Ihren Vogel umgehend zu Ihrem Tierarzt.
Weniger offensichtliche Krankheitsanzeichen
Viele Vögel fressen und trinken weiterhin, auch wenn sie krank sind. Die Krankheitsanzeichen können sich auf aufgeplustertes Gefieder beschränken oder sich in Verhaltensänderungen zeigen, z. B. wenn der Vogel sich plötzlich zahm verhält, obwohl er vorher niemals zahm gewesen ist. Vögel verbergen ihre Krankheitsanzeichen. In der Natur wird ein Vogel, der Krankheitsanzeichen und damit Schwäche zeigt, von Beutegreifern gejagt und getötet. Daher versuchen Vögel, Schwäche zu verbergen sich so lange wie möglich normal zu verhalten. Nur erfahrene Beobachter sind in der Lage, hinter diesem scheinbaren Normalverhalten das Krankheitsproblem zu erkennen.
Erste Hilfe bei Verletzungen, Verbrennungen oder Knochenbrüchen
In jedem Fall: Wickeln Sie Ihren Vogel vorsichtig in ein weiches Handtuch und legen Sie ihn in eine dunkle Kiste (Karton, bei Papageien Plastikbox). Halten Sie ihn warm, während Sie ihn umgehend zu Ihrem Tierarzt bringen. Rufen Sie dort an und kündigen Sie sich als Notfall an, bevor Sie losfahren. Blutungen aus Federn, Krallen oder Schnabelspitze: Wenn der Vogel aus einer gebrochenen Feder, von einer abgerissenen Kralle oder von der Schnabelspitze stark blutet, können kalte Kompressen, welche kräftig auf die blutende Stelle gepresst werden, die Blutung lindern, während Sie den Vogel zum Tierarzt transportieren. Versuchen Sie nicht, selbst die Blutung durch Abbinden zu stillen – zusätzlicher Stress kann bei einem durch Blutverlust geschwächten Vogel zum Tod führen. Versuchen Sie, Ihren Vogel daran zu hindern, dass er mit den Flügeln schlägt oder sich anderweitig verausgabt, bevor die Blutung gestillt werden kann. Schnabelfrakturen: Wenn der Schnabel Ihres Vogels gebrochen ist, versuchen sie nicht ihn zu verbinden. Stellen Sie den Vogel ruhig und bringen Sie ihn umgehend zu ihrem Tierarzt.
Eiablage / Legenot
Vögel benötigen ganzjährig ausreichend Mineralstoffe wie z. B. Kalzium. Kalzium wird zudem von weiblichen Tieren in großer Menge zur Eischalenproduktion und zur Eiablage benötigt. Kalziummangel bei weiblichen Tieren zur Zeit der Eiablage kann daher zur Legenot, d. h. dem Unvermögen, die bereits angebildeten Eier abzulegen führen. Dies ist nur ein Beispiel für die möglichen Folgen einer unzureichenden Fütterung. Beachten Sie unsere Hinweise bei der Beschreibung der einzelnen Vogelarten und sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über eine ausgewogene Fütterung. Legenot: Wenn folgende Anzeichen auftreten, sollten Sie bei weiblichen Tieren an eine Legenot denken:
- Pressbewegungen auf die Kloake
- Blutungen aus der Kloake
- Breitbeiniges Sitzen
- Abstellen des Schwanzes
- Verstärkte Atmung (Schwanzwippen)
Diese Anzeichen sind meist kombiniert mit Aufplustern des Gefieders und anderen allgemeinen Krankheitsanzeichen. Auf keinen Fall sollten Sie versuchen, manuell oder mit Hilfe von Instrumenten selbst das Ei zu entwickeln! Legenotpatienten sind hochgradig schockgefährdet und sollten umgehend einem Tierarzt vorgestellt werden – es handelt sich um absolute Notfälle, die entsprechend intensivmedizinisch versorgt werden müssen.
Bewusstlosigkeit
Wenn Ihr Vogel bei der geringsten Belastung das Bewusstsein verliert, lassen Sie ihn unbedingt von einem Tierarzt untersuchen! Es handelt sich keinesfalls um ein Normalverhalten; aller Wahrscheinlichkeit nach ist Ihr Vogel ernsthaft erkrankt!
Angriffe durch andere Haustiere oder Raubtiere
Vorbeugen ist die beste Behandlung. Vögel, die draußen leben müssen effektiv vor Tier- oder Raubtierangriffen geschützt werden, und im Haus gehaltene Vögel dürfen niemals der Gefahr von Angriffen durch andere Haustiere ausgesetzt werden. Im Haus gehaltene Vögel werden häufig von Hunden, Katzen, Ratten, anderen Vögeln oder Schlangen angegriffen. Die gleichen Tiere greifen auch Wildvögel an. Füchse, Marder oder Greifvögel können eine Bedrohung für in Außenvolieren gehaltene Vögel sein, diese müssen fachkundig abgesichert werden – erkundigen Sie sich bei Ihrem Tierarzt.
Akute Atemnot
Wenn ein Vogel plötzlich stark atmet, evtl. den Schnabel offen hält und dabei mit dem Schwanz wippt, ist in der Regel eine Blockade in den Atemwegen aufgetreten. Selten sind Futterbestandteile oder Fremdkörper die Ursache. Nach unseren Erfahrungen handelt es sich in den meisten Fällen um eine durch Pilzgranulome im Syrinxbereich ausgelöste Störung der Luftzirkulation. Wichtig ist in dieser Situation: Keine Panik verbreiten! Wenn ihr Vogel zusätzlich gestresst wird, werden die Atemwege noch enger und die Gefahr des Erstickens nimmt zu. Setzen Sie den Vogel in einen kleinen Käfig oder eine Transportbox, die Sie in das warme Badezimmer stellen .Hier versuchen Sie durch Füllen der Badewanne oder des Waschbeckens mit heissem Wasser eine hohe Luftfeuchtigkeit zu erreichen. Dadurch soll die Atmung erleichtert werden. In denrmeisten Fällen löst sich das für die Atemstörung verantwortliche Pilzgranulom nach einigen Stunden wieder und die Atmung normalisiert sich. Sobald das geschehen ist sollte der Vogel in der Tierarztpraxis gründlich auf das Vorliegen einer Aspergillose untersucht werden.
Die meisten Notfälle könnten mit ein wenig Umsicht und Aufklärung der Besitzer vermieden werden. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt über regelmäßige Gesundheitsüberprüfungen und über die Gefahren im Haushalt, die der Vogelhaltung drohen.