Befiederungsstörungen

Befiederungsstörungen – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten:



Normaler Federverlust und -ersatz (Mauser)


Die häufigste Mauserformen sind die Vollmauser, bei der zeitgleich auch die zum Fliegen benötigten Schwung- und Schwanzfedern ersetzt werden sowie die Teilmauser. Bei letzterer werden Flugfedern nur in einem solchen Ausmaß gewechselt, dass daraus keine Flugunfähigkeit resultiert. Die Mauser – sowohl Voll- als auch Teilmauser – findet einmal jährlich, üblicherweise vor der Paarungszeit statt. Der Verlust großer Federmengen, insbesondere wenn kahle Stellen entstehen, muss als anormal eingeschätzt werden und sollte tierärztlich untersucht werden.

Ursachen für Befiederungsstörungen


Es gibt ein breites Spektrum von möglichen Ursachen für Befiederungsstörungen bei Vögeln – daher muss im Einzelfall vor einem Behandlungsversuch unbedingt zunächst nach der konkreten Ursache geforscht werden. Offensichtliche körperliche Abweichungen geben einen Hinweis, in welche Richtung untersucht werden sollte, bedeuten jedoch noch lange keine Diagnose. Vögel zeigen nur ein vergleichsweise kleines Spektrum an Krankheitsanzeichen, jedoch verbirgt sich dahinter eine Vielzahl von Erkrankungen. Federrupfen oder Federausfall sind daher als ein Symptom zahlreicher möglicher Erkrankungen, von Haltungsfehlern oder auch psychischen Abweichungen des Tieres zu sehen. Diagnose und Behandlung sind oft aufwendig und langwierig, die Ergebnisse bleiben mitunter unbefriedigend. In intensiver Zusammenarbeit müssen Tierarzt und Vogelbesitzer die Ergebnisse der diagnostischen Untersuchungen einerseits und der Analyse von Haltungsbedingungen und Krankheitsgeschichte andererseits derart miteinander in Bezug setzen, dass eine Ursache eingegrenzt oder sogar genau bestimmt werden kann.

Viruserkrankungen


Polyoma- und Circovirusinfektionen sind ernsthafte Erkrankungen, die mit Befiederungsstörungen einhergehen. Ihr Tierarzt kann entsprechende Tests einleiten. Fragen Sie Ihren Tierarzt nach entsprechenden Test zur Feststellung viraler Ursachen von Befiederungsstörungen sowie nach Impfungen zur Vorbeuge gegen virale Erkrankungen. Vorbeuge ist äußerst wichtig, da im Falle einer Ansteckung und dem daraus resultierenden Auftreten von Befiederungsstörungen die Erkrankung meistens unheilbar und der Verlauf letztlich tödlich ist. Glücklicher Weise sind die Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet sehr intensiv.

Parasiten


Knemidokoptes ist eine häufige, meist bei Wellensittichen und Kanarienvögeln vorkommende Hautmilbe. Meist wird zunächst eine Verdickung der Nasenhaut oder der Haut an den Ständern beobachtet. In späteren Stadien entwickeln sich krustig-borkige Auflagerungen in diesen Bereichen. Auch wenn die sichtbaren Krankheitsanzeichen offensichtlich sind, sollten durch eine mikroskopische Untersuchung andere Erkrankungsursachen ausgeschlossen werden. Geeignete Antiparasitika bekämpfen die Milben schnell und erfolgreich. Rote Vogelmilben, Federspulmilben oder Läuse können ebenfalls Hautveränderungen und Befiederungsstörungen hervorrufen. Insgesamt entstehen Befiederungsstörungen selten infolge parasitärer Infektionen; jedoch sollte im Verdachtsfall die Diagnose einer parasitär bedingten Befiederungsstörung durch einen Tierarzt gestellt werden. Er verschreibt auch die entsprechenden Medikamente. Giardia, ein einzelliger Parasit, ist mitunter im Zusammenhang mit Selbstverstümmelungen isoliert worden. Dieser Darmparasit kann mikroskopisch in frischem Kot nachgewiesen werden. Dafür muss der Kot jedoch unmittelbar nach dem Absetzen, d. h. vor Ort in der Tierarztpraxis untersucht werden.

Durch Bakterien oder Pilze bedingte Befiederungsstörungen


Staphylokokken oder Pseudomonaden sind Bakterien, die Hautirritationen hervorrufen könne, welche sich wiederum in Federrupfen äußern können. Ihr Tierarzt kann einen Hautabstrich zur Untersuchung auf diese und andere Bakterien entnehmen. Schimmelpilze wie Aspergillus oder Mucor, Hefepilze wie Candida führen gleichfalls zu Hautirritationen und durch die infolgedessen intensivierte Gefiederpflege bedingtem Federverlust. Auch diese Erkrankungen können nur durch die kulturelle Untersuchung eines Hautabstriches diagnostiziert werden.


Durch Fehlernährung begründete Ursachen


Ernährungsmängel können erheblich zu Befiederungsstörungen beitragen. Meist erscheint das Federkleid glanzlos, oft missgestaltet oder „struppig“, beim Fehlen essentieller Nahrungsbestandteile (Aminosäuren) kommt es ferner häufig zu Farbveränderungen. Vitamin-A-Mangel wird im Zusammenhang mit verschiedenen Befiederungsanormalitäten gesehen, und ein absoluter Eiweißmangel kann den normalen Mauserverlauf behindern. Ihr Tierarzt kann Sie hinsichtlich einer ausgewogenen Fütterung, die derartigen Problemen vorbeugt, kompetent beraten.


Durch Verhaltensstörungen bedingte Ursachen


Selbstverstümmelung (Federrupfen oder Benagen der Haut) kann primäre oder sekundäre Verhaltensstörungen als Ursache haben. Im natürlichen Lebensraum würde der Vogel einen Geschlechtspartner oder einen Schwarm von Artgenossen zur sozialen Interaktion zur Verfügung haben. In der Gefangenschaft können menschliche Sozialpartner diese Lücke kaum vollständig füllen. Nicht angepasstes Dominanzverhalten, Frustration durch unerfüllten Fortpflanzungstrieb, Langeweile, nicht ausgelebtes Territorialverhalten, fehlende Partnerbindung und unbefriedigter Nestbautrieb, alle verstärkt durch hormonelle Einflüsse, sind in einem Gefangenschaftsumfeld entscheidende Faktoren für das Auftreten von Verhaltensstörungen.

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